CAFE CYPRUS

Yadé Kara: Cafe Cyprus, Diogenes Verlag, TB, Zürich, 375 Seiten, â�¬11.30

â��Wir trugen all die historischen, kulturellen und politischen Gegensätze in uns, und wir wuchsen daran und schlugen Brücken.â��

Der junge Berliner Türke Hassan Selim Khan Kazan, bekannt aus Yadé Karas erfolgreichem Debütroman â��Selam Berlinâ��, wechselt seinen Wohnort und zieht nach London. Hier kann der Ich-Erzähler erstmal bei seinem Freund Kazim unterkommen, am Dönerstand in Camden Town helfen und die Stadt erkunden. Hassan weiÃ�, Englisch lernen ist wichtig, denn er träumt davon, dass er Politikwissenschaften studieren könnte. Aber erstmal lässt er sich treiben und alles irgendwie in seiner alten Art und Weise auf sich zukommen. Schnell erkennt der jungen Türke, dass Money in der britischen sauteuren Hauptstadt alles ist. Auf dem Portobello Markt verkauft Hassan Secondhand-Klamotten. Seinen dritten Job nimmt er bei Ali Bey in seinem â��Supermarketâ�� in Green Lanes an. Er steht an der Delikatessentheke. Das Thema Hunger hat sich erstmal erledigt. Nebenbei soll Hassan noch für die Inhaber die Schulden bei den Stammgästen im angrenzenden Cafe Cyprus eintreiben. Hier lernt er die gestrandeten türkischen loyalen, aber auch fanatischen und griechischen Zyprioten kennen. Hassan hält sich aus allen politischen Debatten um die Ereignisse des Sommers 1974 raus, bekommt jedoch mit ganzer Wucht die Frustration und die Niedergeschlagenheit der Männer an ihren Spieltischen zu spüren. Der Bosnienkrieg bricht aus, Hassan verliebt sich und seine Mutter kommt aus Instanbul zu Besuch und moniert, dass ihr Sohn auch in London wieder nur â��Gemüseverkäuferâ�� ist. Hassan schwankt wie im Berlin Roman immer zwischen Enthusiasmus und Ernüchterung. London ist ein Moloch, ein Gemisch aus unzähligen Nationen und niemand schert sich darum. Hassan ist ein Beobachter, der trotz eigener Not immer noch ein offenes Auge für die Umstände hat, in denen seine Mitmenschen klarkommen müssen. Leicht liest sich Hassans Erzählung und schwer sind dann doch die Schicksale der Menschen, von denen er berichtet, z.B. von Hikmet, der Migrant aus Zypern, dessen Familie getötet wurde und der nun verrückt wird. Vergleicht Hassan im ersten Roman immer wieder Berlin und Istanbul, so zieht er seine Rückschlüsse im zweiten Roman aus der Gegenüberstellung von London und Berlin. Yadé Kara lässt Hassan hierbei in einem leicht ironischen Ton reden und ist aber auch skeptisch, was ihre Hauptfigur betrifft. Als sich Hassan in die quierlige, eigenständige Hannah mit türkischen, sehr erfolgreichen Eltern, verliebt, dreht sich zuerst die Welt doppelt so schnell, scheint dann aber auch wiederum schnell anzuhalten. Hassan entpuppt sich als eifersüchtiger, wild tobender Macho. Mit Hannahs Lebensart kann er nicht umgehen, wünscht er sich dich eine Frau, die ihn bewundert und nicht mehr von seiner Seite weichen möchte.

In einem leichten wie tiefgründigen Erzählton berichtet Hassan von all seinen Erlebnissen, den Höhen und Tiefen und der Suche nach den richtigen Leben. Ein vom Leben nur so pulsierender Roman - kein Multikulti-Kitsch, sondern ein Blick tief in unsere Wirklichkeit.