NICHTS. Was im Leben wichtig ist

Jugendbuch / Hörbuch

Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig ist, Aus dem Dänischen von Sigrid Engeler, Carl Hanser Verlag, München 2010, 144 Seiten, �12,90 Das Hörbuch erscheint bei HörbuchHamburg Silberfisch und wird von Laura Maire eingelesen. 3CD, Laufzeit ca. 225 Min., �17,95

� In dem selben Moment, in dem ihr geboren werdet, fangt ihr an zu sterben. Und so ist das mit allem.�

Was hat im Leben wahre Bedeutung? Was gibt meinem Dasein einen Sinn? Diese gro�en Fragen stellt sich die dänische Autorin in ihrem ersten Jugendbuch und erfindet dazu einen drastische Geschichte, die bis an die Schmerzgrenzen ihrer Hauptfiguren und der Leser geht.

Pierre Anthon sitzt im Pflaumenbaum, provoziert, attackiert und deprimiert seine Mitschüler. Zum neuen Schuljahr drückt er nicht mehr die Bank, denn nichts im Leben hat für ihn einen Sinn. Zu Beginn schreien sich die Schüler nur an und die Mädchen suchen Gegenargumente, um Pierre Anthon Paroli zu bieten. Aber der Junge vermag es mit seine nihilistischen Haltung alle anderen ebenfalls in Sinnkrisen zu stürzen. Kurzerhand entschlie�en sich Pierre Anthons Mitschüler den Gegenbeweis anzutreten. Jeder muss sich von etwas trennen, was in seinem Leben wirklich Bedeutung hat. Agnes, die Erzählerin der Geschichte, macht den Anfang und gibt ihre grünen Lieblingssandalen voller Trauer her. Harmlos beginnt der Reigen und steigert sich doch zu einem Drama. In einem stillgelegten Sägewerk au�erhalb des Ortes häufen die Jugendlichen ihre Schätze an. �Der Berg der Bedeutung� mit den geliebten Dingen wird immer höher. Immer erschreckender und diffiziler werden die Opfer, die die Protagonisten voneinander fordern. Wenn einer / eine ihren Beitrag geleistet hat, darf sie sozusagen zur Belohnung einen neuen Einsatz von einem anderen fordern. Hart und erbarmungslos quälen sich die Jugendlichen. Sind Tagebuch und Teleskop noch milde Gaben, so fordert einer den toten, kleinen Bruder aus den Grab, es werden Haare geschoren, die Unschuld gefordert und ein Zeigefinger wird in einem brutalen Akt dem Opfer abgeschnitten. Niemand durchbricht den unheilvollen Kreis, niemand vertraut sich seinen Eltern an und jeder will den anderen leiden sehen. Die anfänglich gut gemeinte Idee schlägt grausam ins Gegenteil um und auch hier gibt es noch Steigerungsmöglichkeiten.

Janne Teller erzählt ihre tragisch endende Geschichte, die in Dänemark vor 10 Jahren erschien, in einer einfachen Sprache, ohne lange Reflexionen über das Geschehene. Kein literarisch hochwertiger Text, der Ton ist eher nüchtern, denn die Autorin packt ihre Ideen in eine psychologisch aufreibende Parabel über die Freude an der Grausamkeit. Gro�e Emotionen werden zwar von den Jugendlichen durchlebt, spiegeln sich aber nicht unbedingt in einer einfühlsamen Sprache wider. Agnes ist die kühle Beobachterin, die auch mit einer gewissen Faszination den fesselnden Gruppenzwang und die Unterordnung der Schüler unter die Starken in der Klasse registriert. Wie erschreckend das fehlende eigenständige Denken und das Mitgefühl füreinander sind, durchlebt ein sensibler Leser qualvoll. Der Realität kommt diese Geschichte sehr nah, denn schaut man genau hin, dann zählen Freundschaft und Empathie in unserer Gesellschaft wenig, Egoismus und eigenes Verankommen dagegegen viel mehr.

Dieses Buch wird sicher zu kontroversen Diskussionen in den Medien und in Klassenzimmern führen und ist jedem Leser ab 14 Jahren auf jeden Fall zumutbar. Wie hätte ich mich in so einer Situation verhalten, werden sich die Leser fragen und Antworten suchen.