Allmen und die Libellen

Martin Suter

Diogenes Verlag, Zürich, 195 Seiten, �18,90

�Meistens gelang es Allmen, vor unangenehmen Tatsachen so lange die Augen zu verschlie�en, bis sie aus seinem Bewusstsein verschwanden.�

Johann Friedrich, eigentlich Hans Fritz von Allmen ist ein sympathischer Mü�iggänger, ein gebildeter Weltbürger, der diverse Sprachen beherrscht und sich durch gute Literatur gern aus seinem alltäglichen, mit nie gekannten Problemen beladenen Leben entfernt. Mit seinen Anfang 40 steht der einst mit reichem Kapital von seinem bauernschlauen Vater versorgte Sohn durch Verschwendungssucht und Leichtlebigkeit nun am Rande des Ruins. Um die Fassade zu wahren und immer noch bei vielen angesehen, schlägt er sich durch kleine Gaunereien durch. Trotz finanzieller Engpässe weicht sein treuer und loyaler Diener Carlos aus Guatemala nicht von seiner Seite. Durch einen fast erzwungenen One-Night-Stand, der in einer reichen Villa endet, gerät von Allmen erneut in Versuchung und stiehlt erst ein und dann die restlichen vier überaus wertvollen Libellen-Schalen des legendären Jugendstil-Glaskünstlers �mile Gallé, ohne zu ahnen, in welche komplizierten Machenschaften er geraten wird. Im Nacken sitzt ihm au�erdem ein Gläubiger, der nicht gewillt ist, eine Mahnung nach der anderen zu schicken. Von Allmen jedoch ist clever genug, sich aus allem wie ein Fisch hinauszuwinden und sogar noch Kapital aus dem Fall zu schlagen. Allerdings reicht der Geldzufluss nicht aus, um wieder in alte Fahrwasser zu gelangen und so schmieden von Allmen und Carlos einen Plan. Sie wollen sich künftig um wertvolle Dinge kümmern, für deren Wiederbeschaffung Belohnungen ausgesetzt sind.

Der Schweizer Autor Martin Suter wendet sich nun nach diversen Bucherfolgen dem Genre des Serienkrimis zu. Die beiden folgenden Bände �Allmen und der rosa Diamant� und �Allmen und die Delfinsuite� sind bereits geschrieben. Allerdings ist der Auftakt eher eine Fingerübung, denn ein wirklicher Fall. Doch keine Frage, sein neuer Held macht neugierig. In der Flut der mit Gewalt überzogenen Kriminalromane ist ein feinsinniger Ermittler mit kleinen Schwächen und Opernpremieren-Abonemment ein Segen. Hinzu kommt, Martin Suter schreibt flüssig und unterhaltsam und entlarvt elegant ganz nebenbei die schwarzen Schafe unter den honorigen oberen Zehntausend.