Jutta Richter, Jacky Gleich ( Ill.): Als ich Maria war

Carl Hanser Verlag, München 2010, 32 Seiten, �12,90

� Ich wäre trotzdem lieber ein Hirte, und noch lieber wäre ich die Maria.�

Warm und gemütlich wird es an jedem eisig kalten Wintermorgen in der Küche, wenn die Mutter den Ofen heizt und der Kakao in der liebevoll gestalteten Wolkentasse auf das Mädchen wartet. Doch wenn es in der Schule ist, dann fühlt das Kind nur Kälte. Als Neue in der Klasse will niemand mit dem Mädchen zusammensein. Brigitte Sulot holt sie nur an der Ecke ab, weil der Lehrer, der schnell wütend werden kann, es angeordnet hat. Immer wieder wird das Mädchen beschimpft als wäre es nicht so wie die anderen. Wie jedes Jahr werden in der Klasse für das alljährliche Krippenspiel die Rollen verteilt. Zu gern würde das Mädchen die Maria spielen, deren Text es perfekt beherrscht, aber natürlich erhält Brigitte Sulot die Rolle. Sie darf nur ein Schaf sein. Wieder attackieren die Kinder das neue Mädchen und bewerfen es mit harten Schneebällen. Der Lehrer schaut einfach weg. Bis zu diesem Zeitpunkt ist nicht klar, warum die Umwelt so ablehnend auf die Neue reagiert. Doch dann geschieht ein Wunder und das kommt zu Weihnachten, zum Krippenspiel genau richtig.

Aus der Erinnerung heraus berichtet die Erzählerin von ihrer Kindheit in einem kleinen Ort am Fluss. In den Augen der Mutter ist das Kind etwas Besonderes, aber das will es gar nicht sein. Und doch ist die Andersartigkeit nicht zu übersehen. Das Mädchen ist dunkelhäutig und hat kurzes krauses Haar.

Jacky Gleich zeichnet in warmen Farben das Zuhause des Kindes und mit kühler Distanz den Leidensweg des Mädchens in der Schule. Einfühlsam erzählt Jutta Richter von der Einsamkeit des Kindes und seiner Sehnsucht nach Normalität.