K.A. Nuzum: Hundewinter

Aus dem Englischen von Gerda Bean

, Carlsen Verlag, Hamburg 2010, 205 Seiten, �12,90

Hörbuch erscheint bei Silberfisch HörbuchHamburg, gelesen von Sascha Icks, gekürzte Fassung, 3 CD, 223 Minuten, �17,95

�Wenn er wieder für sich selber sorgen konnte, würde er mich nicht mehr brauchen. Er konnte seine Zelte abbrechen und weiterziehen. Und ich?�

Dessa Dean lebt mit ihrem Vater einsam, weit von der Zivilisation entfernt, in den Wäldern. Er jagt, stellt Fallen und hofft so, die Familie durchzubringen. Das Mädchen ist traumatisiert, denn ihre Mutter ist vor ihren Augen in den eisigen Schneemassen erfroren. Hilflos konnte Dessa Dean die Mutter zwar mit ihrem Körper wärmen, retten konnte sie sie nicht. Das ist nun wenige Wochen her und Dessa Dean wei�, bald ist Weihnachten. Wie jedoch soll sie Weihnachten ohne ihre Mutter feiern? Dessa Dean durchlebt immer wieder die lebensbedrohliche Situation mit der Mutter, in der Nacht und in Wachträumen am Tage. Der Vater hüllt sich in Schweigen, geht stur seiner Arbeit nach und lässt das Mädchen allein. Die Schule beginnt in ein paar Monaten, denn die Wege sind durch die Schneeberge blockiert. Seit dem Unglück hat sich Dessa Deans Lebensraum verkleinert, sie kann die Veranda der Hütte nicht mehr verlassen. Als wäre sie nicht mehr fähig in den Wald zu laufen, streiken ihre Beine, alles streubt sich gegen das Ungewisse in der Natur. Die verfrorenen Ohren schmerzen und der Kummer um die Mutter. Alles ängstigt Dessa Dean, besonders die Furcht verrückt zu werden. Doch wie kann Dessa Dean ihr Trauma überwinden, wie kann sie einfach weiterleben? Dann kratzt dieser kraftvolle, aber verletzte Hund an ihre Tür und Dessa Deans Gedanken schweifen ab. Zu gern möchte sie das Tier, das offensichtlich Hilfe benötigt, an sich binden. Sie stellt ihm Futter hin, aber darüber freut sich höchstens ein Stinktier. Die Gefahr, dass sie mit dem Fleisch, Bären oder Pumas anlockt, ist gro�. Aber der Hund nähert sich der Hütte, Dessa Dean vernachlässigt ihre Hausaufgaben und kümmert sich um das hungrige Tier, das die Hütte nicht betreten will. Das Mädchen benötigt den Schutz der Hütte und hat Angst vor der unberechenbaren Natur, der Hund benötigt die Freiheit des Waldes und ängstigt sich vor geschlossenen Räumen. Dessa Dean sucht nach seinem Namen, aber der Hund reagiert auf keine der üblichen Bezeichnungen für einen Vierbeiner. Auch wenn Dessas Vater trotz anfänglichen Problemen den Hund toleriert, gibt es immer wieder Unstimmigkeiten. Aber das Mädchen weiht den Hund in ihre Geheimnisse ein, die sie mit der Mutter geteilt hat und gewöhnt sich an das Tier. Als der Hund dann beginnt ihr gejagte Tiere vor die Fü�e zu legen, befürchtet Dessa Dean er könnte wieder sein eigenständiges Leben aufnehmen und sie verlassen. Der Weihnachtstag rückt immer näher und langsam beginnt Dessa Dean den Festschmuck aufzuhängen, sich zu freuen. Der Hund ist wiedermal fort. Um ihn anzulocken hat Dessa Dean die Tür einen Spalt offen gelassen. Die Düfte jedoch locken ein anderes, bedrohliches Tier an und Dessa Dean schwebt in Lebensgefahr.

Wie eng die Natur mit dem Menschen verbunden, aber auch gefährlich für ihn werden kann, das beschreibt die amerikanische Autorin K. A. Nuzum in ihrem fesselnden Kinderbuch. Ihre Hauptheldin und Ich-Erzählerin braucht einen Freund und findet ihn in einer ausweglosen Situation unverhofft. Das Tier hilft Dessa Dean über ihren Kummer hinweg und löst ihre Blockaden, auch in der Beziehung zum Vater.

Ein trauriges, sprachlich starkes und zugleich Mut machendes Kinderbuch.