Ein Mann, der weint

Mathias Jeschke, Wiebke Oeser ( Ill.)

Hardcover, Hinstorff Verlag, Rostock 2011, 32 Seiten, �14,95

� Ich war irgendwie froh, dass dieser Mann weinte.�

Ein Junge beobachtet einen Mann, der auf der Stra�e steht und weint. Ist die Mutter des Jungen zu Beginn auch erstaunt, so kümmert sie sich nicht länger um die traurige Gestalt und sorgt sich um ihren Einkauf. Den Jungen bewegt der Kummer des Mannes und er versucht, ihn erst leise und später lauter anzusprechen. Er will wissen, warum der Mann weint. Er sei traurig, sagt der Mann und weint weiter. Am Abend erzählt der Junge dem Vater von diesem ihn immer noch bedrückenden Erlebnis. Doch der Vater hört trotz Zeitung genau zu und verfällt nicht in die übliche Sprücheklopferei, wie ein Mann weint nicht. Er nimmt das Kind einfach in den Arm.

Was rührt einen Menschen so zu Tränen? Was mag passiert sein? Ein Mann ist unglücklich und er weint öffentlich. Es scheint ihm nichts auszumachen, dass die ganze Umgebung seinen Schmerz sehen kann. Der Junge ist der einzige, der Anteil nimmt am Kummer dieses Menschen. Wie verhalten wir uns, wenn jemand Fremdes vor uns weint? Bei einem Kind kann man noch trösten, aber einen erwachsenen Mann? Wir sind, ganz ehrlich, peinlich berührt. Der Junge jedoch ist nicht nur neugierig, er leidet mit und will Anteil nehmen.

Wiebke Oeser zeichnet präzise zum Bilderbuchtext von Mathias Jeschke, in dem nicht ein Wort zu viel ist, ohne Hintergründe mit Buntstiften nur die Figuren, die unbedingt notwendig sind. Mal fährt ein Fahrradfahrer vorbei, mal ein Kinderwagen mit einem kreischenden Baby, mal schnüffelt ein Hund und ist ebenfalls neugierig. Unauffällig wirkt die lichte Farbgebung, manchmal deutet nur ein dünner Strich etwas an. Die Aufmerksamkeit des Betrachters konzentriert sich klar auf das ungewöhnliche Ereignis und sorgt bei den kleinen wie vielleicht schon gefühlsmä�ig etwas eingerosteten gro�en Betrachtern für reichlich Gesprächsstoff.