Frauenherzen

Ella Glanz

Rütten & Loenig Verlag, 240 Seiten, �14,95

Warum werden Frauen, laut Statistik, immer unglücklicher? Das fragt sich Monika, kinderlose berufstätige Redakteurin eines Kulturprogramms und zufrieden seit acht Jahren mit Claus liiert. In Kürze feiert sie ihren 40. Geburtstag und das könnte auf jeden Fall der Grund sein, warum sie dieses Thema so intensiv beschäftigt. Kurzerhand stellt ihre Freundin Andrea fest, dass sie einfach wiedermal flirten muss. Aber Monika will es genauer wissen. Sie bittet ihre Freundinnen um einen gro�en Gefallen. Sie sollen ihre Lebensgeschichten für sie aufschreiben und immer die Zukunft im Blick haben. Monika beginnt gleich selbst und setzt sich damit auseinander, warum sie keine Kinder will. Am Ende findet sie keine griffige Antwort und lässt einfach die Kinderfrage offen. Maxie Wander lässt grü�en, allerdings hatten die interviewten Frauen damals nicht die Freiheit, sich ihre Kinder von der Samenbank zu holen, sich über Datingbanken mit Männern zu treffen, sie mussten sich nicht mit Intimrasur oder mit dem Problem der Nachhaltigkeit und Solaranlagen auf eigenem Häuschen herumschlagen. Nach und nach flattern nun die Lebensgeschichten der Freundinnen per Mail oder Post bei Monika ins Haus. Keine Frage, der Blick in das Leben der anderen Frauen ist aufschlussreich. Am bewegendsten wahrscheinlich Marlenes derzeitiges Lebensgefühl. Als Mutter eines eineinhalbjährigen Sohnes geht sie als hochqualifizierte Kraft arbeiten, ihr Mann, freiberuflicher Webdesigner, kümmert sich ums Kind. Für sie jedoch stellt sich diese Organisation des Alltags als Desaster dar, denn sie hat kaum Zeit für ihren Sohn Kilian und sehnt sich während der Arbeit immer mehr danach, mit ihrem Kind in eine Singegruppe oder auf den Spielplatz zu gehen. Niemand würde sie als Rabenmutter beschimpfen. Sie selbst sucht einen Weg, um nicht aus dem Beruf aussteigen zu müssen und trotzdem Zeit fürs Kind zu haben. Der Darstellung Marlenes steht die von Angela gegenüber. Sie ist die kühl berechnende Frau, die rund um die Uhr arbeitet, ihre Kinder fremdbetreuen lässt, sogar im Urlaub und mit einem nicht zu schlagenden Selbstbewusstsein und einem guten Einkommen das Leben zu meistern scheint. Ob die Kinder dabei auf der Strecke bleiben und ihnen vielleicht Nestwärme oder eine richtige Kontaktperson fehlen könnte, wird nicht hinterfragt. Jede Frau erzählt von ihren beruflichen Problemen, von Konflikten mit vorhandenen und abwesenden Männern. Die einzelnen Briefe sind in sich so geschrieben als würde Monika vieles aus dem Leben der Frauen nicht kennen, was, wenn man gut befreundet ist, unwahrscheinlich ist.

Sehr konstruiert wirken diese Frauenbeichten, die auch noch mit dem leicht kitschigen Titel �Frauenherzen� vom Autorenduo Anne Enderlein und Cornelie Kister bedacht wurden. Stilistisch unterscheiden sich die einzelnen Lebensberichte kaum und sie folgen, obwohl von unterschiedlichen Frauen geschrieben, immer dem gleichen Erzählmuster.

Sicher hinterlassen die Lebensanschauungen der Frauen ein Bild der Generation, die jetzt Ende 30 ist, aber die Suche nach dem richtigen Leben sollte vielleicht tiefgründiger, facettenreicher und vor allem literarisch besser sein.