Alexandra Bullen: Drei Wunder

Fischer Schatzinsel, Aus dem amerikanischen Englisch von Angelika Eisold Viebig, 384 Seiten, �16,95

�Wenn sie in genau diesem Augenblick ein Zauberkleid getragen hätte, dann hätte sie sich Worte gewünscht.�

Die Zeiten als das Wünschen noch geholfen hat, sind vorbei. Denkt man. Nicht so im amerikanischen Jugendbuch der noch sehr jungen Alexandra Bullen. Ihre Heldin Olivia Larsen hat ihre Zwillingsschwester Violet verloren. Die Eltern beschlie�en von der West- zur Ostküste Amerikas zu ziehen, aber die Erinnerungen reisen mit. Beim ersten Tag an der neuen Schule vermisst die stille Olivia den Rückhalt ihrer kontaktfreudigen Schwester, die vieles durch ihre freundliche Art gemanagt hatte. Schnell wieder im Berufsleben, lädt Olivias Mutter die Tochter zum Anwaltsempfang ein. Olivia benötigt ein Kleid und hier beginnt die wunderbare Seite der Geschichte. Die junge Frau findet eine Schneiderei, um ein Kleid von Violet reparieren zu lassen. Seltsam abweisend und dann doch wieder zugänglich zeigt sich die Inhaberin, Posey, der angeblich geschlossenen Werkstatt. Olivia bekommt ihr Kleid, allerdings ein anderes elegantes, schwarzes Kleid geliefert. Nach einer enttäuschenden Party, der Junge, der Olivia gefällt hat eine atemberaubend schöne Freundin, wünscht sie Olivia ihre Schwester herbei. Und, es klappt. Niemand kann Violet sehen oder hören, aber sie lebt wieder an Olivias Seite. Den Wunsch erfüllt hat das Kleid und ein Schmetterling. Violet versucht nun Olivia an ihrer neuen Highschool zu coachen, ihr Mut zuzusprechen, um neue Freundschaften zu knüpfen. Posey verrät Olivia, dass sie noch zwei Kleider tragen darf und zwei Wünsche offen hat. Aber Olivia zermartert sich den Kopf, nichts fällt ihr ein, was sie sich wünschen könnte, denn in ihrem Kopf dreht sich alles um Soren, Callas Freund. Ihn kann und will sie sich nicht wünschen und doch geschieht es indirekt, denkt auch die Leserin anfänglich . Darf natürlich nicht sein. Olivia und Soren entdecken jedenfalls ihre Zuneigung und Olivia wird durch eine Verkettung von Umständen die beste Freundin von Calla. Selbstlos könnte sich Olivia nun eine glückliche Calla wünschen, aber so einfach ist das nicht in dieser Feengeschichte, in der die Geister auch wieder in ihr Universum verschwinden müssen.

Es wird eindeutig zu viel gestorben in der Kinder- und Jugendliteratur, als könnten die Protagonisten nur ihre Probleme und inneren Konflikte aufarbeiten, wenn ein wichtiger Mensch im Leben plötzlich fehlt. Keine Frage, �Drei Wunder� ist ein Fantasybuch der leichten Art für Mädchen, die hoffen, dass ihre Blütenträume in Erfüllung gehen. Alexandra Bullen und das mag man ihr zugute halten, neigt nicht zu kitschigen Formulierungen. Der holprige Pfad der Selbsterkenntnis führt Olivia zwar durch eine realistische Kulisse, ist aber eigentlich zu schön um wahr zu sein. Der Leser erfährt in dieser seichten Geschichte nichts über Leben und Tod, über Verantwortung, über falsche Entscheidungen, über Erinnerungen, über Glück, über Liebe oder über Autonomie, also alles das, was wirklich zählt im Leben.